Kulturmagazin mit Charakter
Aktuelle Aufführungen
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FESTLICHE CHORGALA
(Diverse Komponisten)
Besuch am
22. Dezember 2024
(Einmalige Aufführung)
Am 22. März feierte die Wuppertaler Kurrende ihren 100. Geburtstag Anlässlich dieses Ehrentags legte sie sich in diesem Jahr mit etlichen Konzerten in ihrer Heimatstadt, im In- und Ausland bis zum Petersdom in Rom mächtig ins Zeug. Auch eine CD-Produktion hat sie sich nach vielen Jahren wieder geleistet. Nun mündet das Jubiläum in eine Chorgala, an der außerdem vier mit ihr befreundete Chöre und fünf Mitglieder des renommierten Blechbläserensembles Salaputia Brass teilnehmen und das Publikum im restlos ausverkauften Großen Saal der Historischen Stadthalle in Wuppertal in ihren Bann ziehen. Eine große Palette an bekannten und weniger geläufigen Weihnachtsliedern wird geboten, a cappella gesungen beziehungsweise rein instrumental vorgetragen.
Elberfelder Mädchenkurrende – Foto © Michael Zerban
Zum einen ist es die traditionsreiche Kantorei Barmen Gemarke die nach dem gemeinsam mit dem Publikum angestimmten Tochter Zion mit drei Liedern – Gustaf Nordqvists Jul, jul, Es ist ein Ros entsprungen von Michael Praetorius und August Blanks Canzone di zampognari – den kurzweiligen Abend stimmungsvoll einläutet. Damit demonstriert sie, dass sie sich langsam von ihrem Desaster, als sie sich nicht einvernehmlich von ihrem künstlerischen Leiter Wolfgang Kläsener trennte und viele ausgezeichnete Sänger den Chor verließen, erholt. Dynamisch akkurat trägt sie unter Alexander Lükens Leitung die Stücke vor. An der Intonation ist wohl fleißig gearbeitet worden. Doch an der Homogenität könnte noch ein wenig gefeilt werden, merkbar etwa an den nicht immer absolut synchronen Einsätzen der Soprane. Auch die Anzahl der Choristen lässt noch Wünsche offen, steht doch mit etwas mehr als 30 Personen statt wie früher ein großer nur ein Kammerchor auf der Bühne.
Auch die Kantorei Dreiklang war bis zur Schließung ihrer Gemeinde ein evangelischer Kirchenchor und tritt weiterhin als eingetragener Verein in Wuppertal auf. Auch sie hat drei Weisen – Andreas Hammerschmidts Machet die Tore weit und Wort ward Fleisch sowie das Traditionell O komm, o Komm, Du Morgenstern – vorbereitet, die sie unter Eva Casparis Dirigat zwar mit deutlichen Tonungenauigkeiten, aber hochmotiviert und sehr engagiert vorträgt.
Salaputia Brass Quintet – Foto © Michael Zerban
Amici del canto ist über die Stadtgrenzen hinaus wegen seiner hohen Gesangsqualitäten ein anerkannter semiprofessioneller Kammerchor, der mit niveauvollem Werk auf der Bühne erscheint: Max Regers A Carol Fantasy, Pawel Łujaszewskis O oriens und O nata lux von Morten Johannes. Wie aus einem Guss kommen die Sänger daher. Denn unter ihrem künstlerischen Leiter Dennis Hansel-Dinar brillieren sie mit fein abgestuften Gesängen, nuancierten Dynamiken und konformen Chorgruppen, die jede für sich wie eine hochmusikalisch-variable Stimme klingt.
Neben den Amici sorgt die Elberfelder Mädchenkurrende für einen weiteren Höhepunkt. Unter der umsichtigen Leitung von Angelika Küpper gestaltet sie die beiden anspruchsvollen Kompositionen Nova! Nova! Ave fit ex Eva von James Macmillan und Die Engel und die Hirten aus der Feder von Zoltán Kodály ungemein ausgewogen, differenziert und beseelt. Stimmlich bleiben keine Wünsche offen. Selbst die hohen C’s der Soprane kommen derart unverkrampft warm, weich von der Bühne, als handele es sich um professionell ausgebildete Konzert- und Opernsängerinnen.
Selbstredend wünscht auch die Wuppertaler Kurrende anhand von vier gehaltvollen Liedern frohe Weihnachten: König der Könige von Ingo Luis, Alwin Michael Schronens Alles, was ihr tut, Carl Hirschs Nun sei willkommen und Freu dich, Erd und Sternenzelt von Carl Riedel. Binnen kurzem, seit Lukas Baumann im Sommer vor zwei Jahren die künstlerische Leitung der Wuppertaler Kurrende übernommen hat, hat der Knabenchor hinsichtlich Stimmbildung und Nachwuchsförderung einen großen Schritt nach vorne gemacht, hat er sich doch zuvor auf einem absteigenden Ast befunden. Nun glänzt er unter seinen versierten Anweisungen an diesem Abend wieder mit großer Homogenität, dynamisch fein abgestuften Gesängen und erfreulich guter Intonationsreinheit.
Sechster im Bund ist das Salaputia Brass Quintett, dessen Mitglieder bei hochkarätigen deutschen Orchestern unter Vertrag stehen. Die fünf Profis bringen zwischen den Auftritten der Chöre Weihnachtsmedleys und -stücke wie Jingle Bells & Deck the Halls und A Carol Fantasy unterhaltsam-spritzig und mit einer gesunden Portion Schalk im Nacken zu Gehör.
Schließlich stehen sämtliche Interpreten dicht gedrängt auf der Bühne und intonieren Adeste Fideles und Joy to the world zur Freude des Publikums, das letztendlich bei O Du Fröhliche engagiert mitsingt und die Choristen wie Blechbläser mit langanhaltenden, stehenden Ovationen verabschiedet.
Hartmut Sassenhausen